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Überwinterung

Alle Arten mediterraner Landschildkröten halten eine Winterruhe - auch die Jungen!

Variabel ist jedoch deren Dauer und Intensität.

Bei der Überwinterung gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten:

  • man lässt die Tiere im Freien oder
  • man verbringt sie an einen kühlen Ort, der jederzeit kontrollierbar ist (Keller oder Kühlschrank)

Überwinterung im Freien

Will man seine Schildkröten im Freien überwintern, muss man einige Dinge vorbereiten. So sollte man eine Grube ausheben, die etwa 1m tief ist. Man füllt die Grube mit Rindenmulch, Laub, Torfmoos, Stroh oder ähnlichem, damit sich dieSchildkröten darin eingraben können. Am besten legt man die Grube im Inneren des Schutzhauses an. Nachdem man am Beginn der kühleren Jahreszeit kontrolliert hat, ob sich alle Schildkröten in das Schutzhaus zurückgezogen haben, sollte man den Eingang desselben verschließen, um das Eindringen von Nagern zu verhindern. Ebenso können dadurch Schildkröten bei kurzzeitigen Wärmeperioden nicht nachaußen gelangen. Im Frühjahr wird je nach Witterung (erfahrungsgemäß etwa EndeMärz bis Mitte April) der Eingang wieder geöffnet, um den Schildkröten das Verlassender Grube und des Schutzhauses zu ermöglichen

Überwinterung im Keller

Natürlich ist neben dem Keller auch jeder andere kühl bleibende Ort geeignet. Wichtig ist, dass die Temperatur während der gesamten Ruhezeit zwischen 5°C–8°C bleibt. Kurzzeitig niedrigere sowie höhere Temperaturen werden zwar zumeist unbeschadet überstanden, trotzdem sollte man auf die relativ gleich bleibende Kälteachten.Zur Art und Weise, wie man nun vorgeht, gibt es gegenteilige Meinungen. 

In der Literatur wird immer davon gesprochen, dass man die Tiere vor dem eigentlichen Beginn der Winterruhe darauf vorbereiten muss. So werden sie etwa zwei Wochen lang nicht mehr gefüttert und zwei- bis dreimal in lauwarmen Wasser gebadet.

Der Zweck dieses Vorgehen ist, dass die Schildkröte vor der Überwinterung ihren Darm völlig entleert, um eventuelle Fäulnisprozesse durch im Darm verbliebene Nahrungsreste während der Überwinterung zu verhindern. Nachdem die Schildkröten das letzte Mal gebadet wurden, werden sie in die eigentlichen Überwinterungsbehälter verbracht

Die zweite Möglichkeit ist, seine Schildkröten sich selbst auf die bevorstehende Winterruhe vorbereiten zu lassen. Dabei lässt man die Schildkröten einfach in ihrem Gehege. Die Tiere fressen fast nichts mehr und ziehen sich an geschützte Stellen zurück. Wenn die Nachttemperaturen auf annähernd 0°C gefallen sind, werden die Schildkröten ohne vorheriges Bad in die eigentlichen Überwinterungsbehälter verbracht.

Je nachdem, ob die Tiere einzeln oder in Gruppen überwintern, eignet sich dazu Kunststoff-, Glas- oder Holzbehälter. Diese werden etwa 10cm mit feuchtem Rindenmulch oder feuchtem Sand-Erdegemisch gefüllt. Darauf setzt man die Schildkröte(n) und deckt sie noch mit 20-30 cm Laub, Stroh oder Torfmoos zu. Danach werden die Behälter auf dem vorgesehenen Platz aufgestellt, wobei noch zubeachten wäre, dass es sich dabei um einen dunklen Ort handelt. In keinem Fall sollte das direkte Sonnenlicht in oder auf die Behälter mit den Schildkröten treffen.

Überwinterung im Kühlschrank

Bei dieser Art der Überwinterung macht man sich die immer gleich bleibende Temperatur im Inneren des Kühlschranks zunutzen.

Die Vorgangsweise ist die gleiche wie zuvor beschrieben, nur mit dem Unterschied, dass die Behälter mit den darin befindlichen Schildkröten in den Kühlschrank gestellt werden. Während der Zeit der Überwinterung reicht es vollkommen aus alle 2 Wochen den Kühlschrank zu öffnen um einen Luftaustausch zu ermöglichen.

Beenden der Winterruhe

Bei der Überwinterung im Freien wird das Ende der Überwinterung von den Schildkröten selbst bestimmt. Wichtig ist dabei, im Frühjahr auf Wetterumschwünge zu achten.

Sollten die Temperaturen nach längeren Wärmeperioden wieder fallen,muss kontrolliert werden, ob sich auch alle Schildkröten wieder in den Schutz ihrer Grube zurückgezogen haben.

Bei der Überwinterung in Räumen oder im Kühlschrank, muss das Ende jedoch vom Pfleger bestimmt werden. Dabei wartet man, bis die Temperatur im Freien in den Nächten nicht mehr unter 5°C fällt.

Jetzt setzt man die Schildkröte vorzugsweise während einer Schönwetterphase und am Abend in das Schutzhaus in ihrem Gehege. Am Morgen werden die Schildkröten dann langsam aktiv und können bereits die ersten Sonnenstrahlen zur Erwärmung nutzen.Auch nach dem Ende der Winterruhe, so wird in manchen Fachbüchern empfohlen,sollte man die Schildkröten in lauwarmes Wasser baden. Dazu ist nur anzumerken,dass dies nicht schaden wird. Notwendig, wie es oft zitiert wird, ist es aber nicht. So bleibt es jedem selbst überlassen, welche Vorgangsweise gewählt wird.

Haltung vor und nach der Winterruhe in einem Terrarium

Wie bereits weiter oben erwähnt, ist eine annähernd fünf Monate dauernde Winterruhe für Schildkröten aus dem südlicheren Teil des Verbreitungsgebietes nicht empfehlenswert.

Nordafrikanische Unterarten der Maurischen Landschildkröte oder Breitrandschildkröten vom Südpeloponnes sind in der Natur auch im Jänner und Februar zumindest an den sonnigen Tagen aktiv. Pflegt man diese Schildkrötenarten,muss man diese Umstände beachten.

Eine Ruhephase mit Nachttemperaturen vonetwa 5°C-15°C und Tagestemperaturen um die 20°C ist daher ausreichend. So sollte ein genügend großes Terrarium vorhanden sein, wobei wichtig ist, auch die dementsprechend niedrigen Nachttemperaturen zu realisieren. Als Beleuchtungverwendet man einen Spotstrahler (bei einer Entfernung von 50 cm etwa 100 Watt-Strahler), der mittels Zeitschaltuhr gesteuert wird. Die Beleuchtungsdauer kann wie nachfolgend beschrieben eingestellt werden. Nachdem man die Schildkröten etwa Ende September in das Terrarium übersiedelt, beleuchtet man täglich von 9-17 Uhr (8 Std.).

Ab Mitte Oktober reduziert man auf 6Std. (10-16 Uhr) und etwa ab Mitte November weiter auf 4 Std. (11-15 Uhr). Diesen Wert hält man nun bis Mitte Februar um dann wieder auf 6 Std. und ab Mitte Märzauf 8 Std. zu erhöhen. Danach wartet man, bis das Wetter dementsprechend stabilbleibt, um die Schildkröten wieder ins Freilandgehege zu übersiedeln, währenddessen sollten die Schildkröten immer gefüttert werden

Sollte jedoch nichts gefressen werden, da sich die Schildkröten vielleicht verkrochen haben, sollte man sich dadurch nicht beunruhigen.

Eine zusätzliche UV-Bestrahlung ist zwar aufgrund der langen Freilandaufenthalte nicht unbedingt erforderlich. Will man diese trotzdem anbieten, verwendet man am besten UVA-Leuchtstoffröhren.

Überwinterung junger Schildkröten

Junge europäische Landschildkröten brauchen zu ihrem Wohlbefinden eine Winterruhe.

Leider wird in vielen Artikeln und auch Fachbüchern empfohlen, in den ersten Lebensjahren keine Winterruhe durchzuführen. Derartige Empfehlungen sind äußerst bedenklich, wenn man dies mit den natürlichen Bedingungen vergleicht.Hier sind auch die jungen Schildkröten gezwungen, eine Winterruhe zu halten. Nur sie sichert ihnen das Überleben in der freien Wildbahn.

Bei der Haltung in menschlicher Obhut wurde jedoch die Erfahrung gemacht, dass die Überwinterungmit einer Dauer von 6 bis 8 Wochen ausreichend ist. Damit gelingt es, den Tieren eine naturnahe Jahresrythmik zu vermitteln, und anderseits ist die Belastung für schwächere Tiere nicht zu groß.

Wie im Abschnitt Unterbringung erwähnt, braucht man zur Haltung junger europäischer Landschildkröten ein Zimmerterrarium. Darin pflegt man die Tiere vor und nach der Winterruhe. So wird man die Schildkröten je nach Witterung Ende September bis Mitte Oktober in das besagte Terrarium verbringen (Art der Beleuchtung ebenfalls im Abschnitt Unterbringung). Die Beleuchtungsdauer beträgt ca. 8 Std. täglich. Natürlich müssen die Schildkröten weiter gefüttert werden.Etwa ab Mitte November reduziert man die Beleuchtung auf 6 Std., ab Mitte Dezember auf 4 Std. und ab Ende Dezember auf 2 Std. täglich.

Die Schildkröten sind jetzt zumeist nicht mehr aktiv und liegen irgendwo im Substrat eingegraben. In der Zwischenzeit bereitet man die eigentlichen Überwinterungsbehälter vor (Inhalt wiebei den Adulten). In diese setzt man die Schildkröten und bringt den Behälter an den vorgesehenen kühlen Ort.

Wichtig ist, dass die Temperatur während der gesamten Dauer der Überwinterung zwischen 5-8°C liegt. Am geeignetsten ist in diesem Fall die Überwinterung in einem Kühlschrank.Nach etwa 8 Wochen beendet man die Winterruhe indem man den Behälter mit den Schildkröten an einem wärmeren Ort bringen. Die Schildkröten werden dann wiederlangsam aktiv. Man gibt sie wieder in ihr Terrarium, wobei genauso wie bei den älteren Tieren ein vorhergehendes Bad nicht unbedingt erforderlich ist, jedoch auch nicht schadet. Die Beleuchtungsdauer erhöht man wieder in umgekehrter Reihenfolge wie bei der Einleitung zur Winterruhe und je nach Witterung übersiedelt man die Schildkröten im Frühjahr wieder in ihr Freilandgehege.

Autor: Gerhard Egretzberger

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